Paolo Deta ist Musikjournalist und Radiomoderator. Er lebt in St.Gallen und ist nach eigener Aussage an fast jedem guten Konzert anzutreffen.
Vom ganz normalen Wahnsinn
Drei Jahre nach der EP «Beware Of The Volcano» präsentieren Catalyst mit «A Normal Day» ein äusserst reifes und ambitioniertes Debütalbum.
A Normal Day - «Ein ganz normaler Tag», dieser Titel weckt bei mir Erinnerungen an jenen Film, in dem Michael Douglas als Amokläufer Angst und Schrecken verbreitet. Der Film zeigt in teils seltsamen Szenen den alltäglichen Wahnsinn.
Der alltägliche Wahnsinn wird auch auf dem Debütalbum von Catalyst besungen. Der Tag beginnt zunächst ganz ruhig und unaufgeregt: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und der Sänger klimpert noch etwas verloren auf seiner Gitarre rum. Die Idylle dauert aber nur kurz. Nach diesem sanften Einstieg setzt das Schlagzeug ein. Auch die Gitarre dröhnt nun verstärkt und der Hörer wird plötzlich aus dem kuscheligen Bett katapultiert. Schon der Opener Spacecraft macht klar, hier wird die Musik mit der ganz grossen Kelle angerührt.
Nach dem ersten Weckruf wird man von einem catchy Gitarrenriff an einen Strand entführt. Das Lied Church on a Beach beweist, es lohnt sich auf die Songtexte zu hören: Curseri erzählt von spannenden Schicksalen, wie einem alkoholkranken Pfarrer oder einer flüchtigen Bankräuberin. Einige Lieder später beendet Foldable Heart den ersten Spannungsbogen des Albums. Der Song ist das musikalische Herzstück von A Normal Day. Er beginnt banal, gewinnt dann aber an Komplexität. Am Schluss wird es gar etwas pompös, ohne jedoch ins Kitschige zu fallen.
Easy Way Out läutet die zweite Albumhälfte ein. Der Track zeigt zunächst, Catalyst können aus ihren gewohnten Strukturen ausbrechen. Am Ende ufert das Lied aber etwas aus - schade, hier hätte man auch schneller auf den Punkt kommen können. Mit Sunshades und Jolene folgen zwei Singles, die beweisen, das Rock-Duo hat seine Aufgaben gemacht: So klingen radiotaugliche Lieder, die auf dem internationalen Parkett bestehen können. Am Ende machen die beiden Jungs nochmals den musikalischen Fächer auf: Glass Friends ist der ruhigste Song der Platte und erinnert an Pearl Jam und die frühen Coldplay; The Nature of Daydreams mit Natasha Waters, lässt die Platte stimmig ausklingen.
Catalyst ist ein äusserst reifes Debütalbum gelungen. A Normal Day zeugt von gesundem Selbstvertrauen und der Absicht, das internationale Parkett zu erobern. Das Rüstzeug dazu ist gewiss da. Die Lieder auf der Platte erzählen in sich geschlossene Geschichten und sind als Einzelwerke zu verstehen. Dadurch wirkt das Album insgesamt eher wie eine Werkschau, als wie ein Gesamtwerk. Doch es bleibt dabei, mit A Normal Day haben Catalyst die Messlatte für sich und andere Ostschweizer Bands hoch angesetzt. Nach dem Hören des Albums hat man sofort Lust auf mehr. Dass die neuen Lieder auch live funktionieren, hat das Rock-Duo bereits im Sommer bewiesen. Wer sich selbst davon überzeugen will, geht diesen Samstag nach St.Gallen in die Grabenhalle: A Normal Day feiert dort Plattentaufe.
Zur Band:
Das Rock-Duo Catalyst besteht aus dem Sänger und Gitarristen Dominic Curseri und dem Schlagzeuger Ramon Wehrle. Dominic Curseri ist in Neukirch-Egnach aufgewachsen. Zurzeit studiert er Film an der Zürcher Hochschule der Künste.
Von Paolo Deta