01.12.2022 07:30
Thurgauer Sport-Prominenz zu Besuch in Amriswil
Letzten Mittwoch, 23. November, fand im Kulturforum in Amriswil die dritte und letzte Sportehrung des Jahres statt. Nebst Athlet:innen von verschiedenen Randsportarten, wurden auch ein paar ganz grosse Fische der Sportwelt für ihre Leistungen ausgezeichnet.
Amriswil Auch die dritte Sportehrung des Jahres verlief nach dem gleichen Muster wie die zwei bisherigen: Der Uttwiler Martin Leemann, Chef des Thurgauer Sportamts, führte als Moderator durch den Anlass und die Hagenwilerin Selina Schildknecht lieferte mit Stimme und Gitarre die musikalische Umrahmung dazu. Neu war jedoch der Austragungsort, denn das Theaterhaus Weinfelden konnte den Ansprüchen nicht mehr genügen, wie Martin Leemann erklärte: «Ihr Sportler seid einfach zu erfolgreich. Darum mussten wir eine grössere Location für die dritte Auflage finden.»
Möglich macht die Sportehrung, die immer mit einem finanziellen Zustupf verbunden ist, der kantonale Lotteriefonds. Aus diesem Topf waren es dieses Jahr über vier Millionen Franken, die in die Sportförderung flossen. Ein beachtlicher Betrag und keine Selbstverständlichkeit, wie der Chef des Sportamts informierte: «Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ihr im Thurgau zu Hause seid. Denn solche Beiträge gibt es nicht in vielen Kantonen.» Deshalb solle man weiterhin fleissig Lose von Swisslos kaufen. Aber nur innerhalb des Kantons, da die Aufteilung der Gelder an einen Verteilschlüssel gebunden sei.
Einige Lokalmatador:innen
Ein paar Athlet:innen aus dem Oberthurgau kam der neue Austragungsort sicherlich gelegen. So zum Beispiel Daniela Pfister und Tinko Schnegg, die beide in Amriswil wohnen. Obwohl beide Sportarten betreiben, bei denen Bälle im Mittelpunkt stehen, könnten die Unterschiede kaum grösser sein. Denn während es im Volleyball einen Ball und viele Kopien desselben gibt, ist es im Minigolf ganz anders. «Wir haben beim Minigolf nur einen Schläger, dafür ganz viele verschiedene Bälle. Ich habe etwa 600 zu Hause, die sich in Härte, Gewicht und Material unterscheiden», erzählte Daniela Pfister. Und auch werden diese Bälle ganz besonders behandelt, wie ihre Teamkollegin, Yvonne Klukas aus Romanshorn, ergänzte: «Die Bälle reagieren auf Temperaturunterschiede und werden schneller, wenn sie warm sind. Eine konstante Temperatur ist daher sehr wichtig.» Dies klappe am besten, wenn man die Bälle in dicken Socken oder im BH aufbewahre.
Dass die beiden Minigolferinnen nicht nur bei der Temperatur den Dreh raus zu haben, haben sie dieses Jahr eindrücklich bewiesen: Sie wurden Team-Europameister.
Sand oder Halle?
Amriswil ist eine Volleyball-Hochburg – zumindest in der Halle. Doch bald könnte es auch auf dem Sand so sein, denn Tinko Schnegg aus Amriswil und Etienne Schalch aus dem Nachbardorf Zihlschlacht wären das ideale Duo, ginge es nach Martin Leemann. «Ich bin der Verteidiger, er der Blocker - es würde also passen. Die Frage ist nun einfach, ob er Lust auf mich hat?», erwiderte Tinke Schnegg auf die Feststellung des Moderators.
Ob es jedoch tatsächlich zum Amriswiler Beach Duo kommen wird, steht in den Sternen geschrieben. Denn Etienne Schalch will nicht nur zuerst seine Lehre als Zimmermann beenden, sondern hat in dieser Saison schon ein NLA-Luft mit Amriswil geschnuppert. Die nötige Infrastruktur wäre jetzt vorhanden, denn mit der «Beachhalle» in Amriswil lässt sich der Strandsport bald auch im Winter ausüben.
Auf dem Wasser und in der Luft
Silvan Diethelm aus Romanshorn und Maurus Züllig aus Egnach wurden für ihre Leistungen im Kanu-Sport ausgezeichnet. Beide sind Spezialisten über 500 Meter, obwohl Maurus Züllig sich lieber auf die 5000 Meter spezialisieren würde. Da sein Ziel jedoch die Olympischen Spiele 2028 oder 2032 sind und die künftigen olympischen Distanzen noch nicht fix sind, konzentriert er sich vorerst auf die 500 Meter.
Obwohl ein Kanu ohne Wasser schwer vorzustellen ist, wird Silvan Diethelm bald ausschliesslich im Trockenen trainieren. Denn der Winter scheint nicht sein Ding zu sein: «Ich trainiere nur bis 0 Grad draussen - darunter gehe ich nicht mehr auf den See.»
Dass sich im Oberthurgau jedoch nicht alles um den See und das Wasser dreht, beweist ein Sportler Jahr für Jahr. Kurt Frieden aus Hohentannen ist vierfacher Weltmeister und amtierender Vize-Weltmeister in der Kategorie «Gas-Ballon» und somit einer der besten Ballonpiloten überhaupt. Obwohl alle Ballone ziemlich gleich aussehen, spiele die Technologie doch eine grosse Rolle beim luftigen Sport, erklärte der Experte: «Das Material ist extrem wichtig, wir müssen so leicht wie möglich sein. Deshalb wiegt der Korb bei Wettkämpfen gerade einmal 30 Kilo.» Und viel Platz liefert dieser Korb auch nicht. Deshalb habe der Korb eine Klappe, so dass bei Wettkämpfen, die doch gegen 60 Stunden dauern können, er oder sein Copilot liegend die Beine ausstrecken können.
Auf der Strasse und im Sägemehl
Geehrt wurde auch der Nachwuchs-Mountainbiker Simon Walter aus Sulgen, der seit Mai dieses Jahres als Profi unterwegs ist. Die Umstellung zum Vollzeit-Velofahrer habe sich bisher ausgezahlt, könne er jetzt nicht nur mehr trainieren, sondern sich auch besser erholen. Welcher Weg an die Weltspitze führt, konnte der Sulger beim anschliessenden Apéro vom aktuell besten Schweizer Velofahrer in Erfahrung bringen: Auch Stefan Küng wurde für seine Leistungen geehrt.
Fehlen durften im Jahr des Eidgenössischen natürlich auch die Thurgauer Schwinger nicht. Mit Samuel Giger aus Ottoberg und Domenic Schneider aus Friltschen wurden zwei Top-Schwinger für ihre Leistungen ausgezeichnet. Auch wenn es nicht ganz für die «Krone» reichte, zeigten beide während der ganz Saison hervorragende Leistungen. Dass der als Kronfavorit ins ESAF gestartete Ausnahmeschwinger die verpasste Chance mittlerweile als Extraportion Motivation sieht, darf Hoffnung machen für das nächste Eidgenössische 2025 im Glarnerland. Und wohl auch noch darüber hinaus, wie Samuel Giger sagte: «Wenn ich gesund bleibe, dann darf ich noch an drei weiteren mitmachen.»
Grund zu feiern habe es für ihn dank des zweiten Rangs von Domenic Schneider am ESAF trotzdem gegeben. Dass Domenic Schneider deshalb seinen Preis aus dem Gabentempel mit seinem Clubkollegen gemeinsam nutzen wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Wegen Sicherheitsbedenken, meinte dieser: «So viel Nutzlast hat die Harley nicht.»
Von David A. Giger