14.09.2023 14:24
Was für ein AIRlebnis!
Letztes Wochenende war Sitterdorf eine Sperrzone. Zumindest in der Luft bis 7'000 Fuss. Denn dort wurde eine riesige Open-Air-Bühne frei gehalten, damit für einmal nicht nur die Lokalmatadoren ihr Können über dem Flugplatz zeigen dürfen, sondern auch die besten Piloten der Schweizer Luftwaffe.
Sitterdorf Die «AIRlebnistage» in Sitterdorf machten ihrem Namen alle Ehre: Ein «luftiges Erlebnis» reihte sich während drei Tagen ans andere. Höhepunkt des Festes zum 60-jährigen Bestehen des Flugplatzes Sitterdorf war jedoch mit Sicherheit der Samstag. Denn am Mittag des 9. Septembers zeigten Piloten der Schweizer Luftwaffe nicht nur, was man mit einem Super Puma Helikopter anstellen kann, sondern auch, wie neun PC-7 Flugzeuge in hohem Tempo und in unmittelbarer Nähe zueinander «tanzen» können.
Der erste Höhepunkt am Samstag kündigte sich mit einem unverkennbaren Geräusch an. Denn der Superpuma der Schweizer Luftwaffe war zuerst zu hören, bevor er schliesslich auch zu sehen war. Obwohl es sich beim Helikopter um einen ganz «gewöhnlichen» Super Puma handelte, war dessen Besatzung etwas ganz Spezielles. Denn «Schwiiz», «Feyb» und «Mike» sind alles Mitglieder des Super Puma Display Teams.
«Das ist hohe Schule, was die Piloten hier zeigen. Nur die Allerbesten
dürfen für den Bund eine solche Demo fliegen, denn da darf überhaupt nichts schiefgehen», erzählt «Hans» aus Güttingen, der selbst Pilot ist und darum auch keinen Nachnamen braucht.
Dies zeigen auch die Zahlen: Von den rund 130 Super Puma Piloten sind 80 Profis, doch nur deren sechs sind Teil des Vorführungsteams. «Wir wollen den Leuten zeigen, was so ein Super Puma alles kann. Selbstverständlich gibt es immer noch ein bisschen Luft, denn ohne eine gewisse Sicherheitsmarge geht gar nichts», erzählt «Feyb», der Captain des Helikopters. Und er meint damit zum Beispiel ein ganz besonderes Manöver, das er zusammen mit seinem Copiloten zeigt. «Wenn wir beide mit roten Handschuhen aus dem Fenster winken und langsam horizontal fliegen, dann müssen wir uns die Steuerung teilen», erklärt «Mike». Dies sei in einem Super Puma möglich, da die wichtigsten Steuergeräte mechanisch miteinander verbunden sind.
Luftakrobatik der Sonderklasse
Am frühen Nachmittag war es dann Zeit für den zweiten Höhepunkt. «Das Sinfonieorchester der Schweizer Luftwaffe ist sich noch am Aufwärmen. Denn vor ihrem Auftritt müssen auch sie ihr Flugzeug und ihren Kreislauf testen», lässt Speaker Felix Meier die Besucher:innen wissen. Gerade das Aufwärmen des Kreislaufes sei nicht zu unterschätzten, da einige Manöver zu einer Belastung von bis zu 6G führen würden.
Und dann, während des Abspielens der Schweizer Nationalhymne, war es Zeit für den grossen Auftritt des Display PC-7 Teams, die aus dem Nichts über dem Hangar auftauchten und ihre einmalige Show begannen. Mit teilweise nur drei bis vier Metern Abstand zueinander flogen sie koordinierte Manöver, die so waghalsig aussahen, dass wohl bei einigen Zuschauern der Atem stockte. Und er hätte wohl noch bei einigen mehr gestockt, hätten sie gewusst, wie oft die PC-7 Kunstflugstaffel zusammen trainieren. «Wir starten die Saison im April und trainieren dann zwei Wochen miteinander. Ansonsten haben wir keine Zeit für Trainings, da alles Berufsmilitär-Piloten sind, die F/A-18 fliegen», erzählt «Stampa», der die neun PC-7 vom Boden aus kommandiert und überwacht. Somit gibt es wohl noch einen dritten Grund, wieso das Aufwärmen so wichtig ist.
Profis am Werk
Nicht nur in den Cockpits sind an diesem Wochenende absolute «Cracks» am Werk, sondern auch an den Fernbedienungen der Modelflieger. Und selbst als Passagier war ein absoluter Profi unterwegs – zumindest den halben Flug. Denn in luftiger Höhe brach Peter Fürst zu seinem 11'243. Fallschirmsprung auf. «Ich habe früh angefangen und zehn Jahre an professionellen Wettkämpfen teilgenommen», erklärt die Legende unter den Schweizer Fallschirmspringern. Dies ist erstaunlich, da der Anfang alles andere als reibungslos verlief: «Ich brauchte nach 22 Sprüngen bereits zum zweiten Mal den Notfallschirm.»
Von David A. Giger