21.12.2023 00:00
Lass uns doch «malreden» – Plaudertelefon für Senioren
Haben Sie das Bedürfnis einfach einmal mit jemandem zu reden? Dann ist das Plaudertelefon «malreden» für ältere Menschen genau das Richtige für Sie. In einem Interview erzählt Frau Eve Bino, Co-Geschäftsleiterin, mehr über das kostenlose und anonyme Gesprächsangebot.
Schweiz Gerade die Wintertage vor Weihnachten sind für viele einsame Menschen eine Herausforderung. Darum steht das Plaudertelefon «malreden» über die Gratisnummer 0800 890 890 täglich von 9 Uhr bis 20 Uhr anonym und vertraulich zur Verfügung. Die Freiwilligen sind für Anruferinnen und Anrufer da, schenken ihnen Zeit und bringen so etwas Wärme und Licht in den Alltag – dies aber nicht nur vor Weihnachten sondern während des ganzen Jahres. «Das Angebot kann nicht nur bei Einsamkeit oder vor Weihnachten in Anspruch genommen werden, sondern allgemein, wenn Redebedarf besteht – ganzjährig», betont Eve Bino, Co-Geschäftsleiterin malreden.
Ins Leben gerufen wurde «malreden» vom Verein Silbernetz Schweiz auf Initiative der beiden engagierten Frauen Eve Bino und Sylviane Darbellay. Was genau das Plaudertelefon «malreden» für ältere Menschen ist, das erzählt Co-Geschäftsleiterin Eve Bino näher im folgenden Interview.
Grüezi Frau Bino
Sie sind Co-Geschäftsleiterin von «malreden», dem Plaudertelefon für ältere Menschen.
Wann wurde malreden ins Leben gerufen und von wem?
Begonnen mit dem Aufbau haben wir im Jahr 2019. Bereits im Jahr 2018 hatte ich von einem ähnlichen Angebot erfahren, welches es zu der Zeit in Deutschland bereits gab. Eine einfache Art um ins Gespräch zu kommen, wenn Redebedarf besteht. Im Jahr 2020 gründete ich dann gemeinsam mit Sylviane Darbellay den Verein Silbernetz Schweiz und im April 2021 konnten wir dann mit dem Plaudertelefon «malreden» starten.
Was macht «malreden»?
Das Plaudertelefon «malreden» ist eine Dienstleistung für ältere Menschen mit dem Bedarf nach einem Gespräch. Wir sind eine Ergänzung zu bestehenden Angeboten und können einen Beitrag zur Entlastung des Gesundheits- und Sozialwesens oder eine niederschwellige Form der Prävention bieten. «malreden» ist kein Angebot für Menschen in Not und bietet keine Lösungen an, sondern es ermöglicht Alltagsplauderei, um damit für den Moment zu entlasten und einen positiven Beziehungsmoment zu schaffen. Dies erreicht «malreden» einerseits mit der Hotline, welche unter der Telefonnummer 0800 890 890 kostenlos, anonym und vertraulich von 9 bis 20 Uhr von geschulten Freiwilligen bedient wird. Des Weiteren gibt es aber auch noch das Tandem. Bei diesem Format telefoniert der oder die Anrufende immer mit derselben Person von «malreden» wöchentlich für eine Stunde. Und wenn noch mehr Bedarf oder der Wunsch nach physischem Kontakt besteht, so versuchen wir dies als drittes Angebot aktiv zu unterstützen und zu vermitteln.
Woher rührt Ihr Interesse an der Thematik?
Als Physiotherapeutin habe ich lange Zeit in einer Praxis gearbeitet. Dabei fiel mir auf, dass ich für viele meiner Patientinnen und Patienten wohl oftmals die einzige Person war, mit der sie einmal wöchentlich einfach nur reden konnten. Das hat mich «mega berührt» und ich wollte etwas machen, um diesen Menschen zu helfen. Dann erfuhr ich von Silbernetz Berlin und es hat mich «gepackt», dass man auf so einfach Art und Weise jemanden für den Moment so viel Gutes tun kann. Aber es machte mich auch traurig, weil so viele Menschen niemanden haben. Sylviane Darbellay war genauso überzeugt von der Idee und gemeinsam machten wir uns an deren Umsetzung, durch die Gründung des Vereins «Silbernetz Schweiz».
Wer sich einsam fühlt, der kann täglich von 9 bis 20 Uhr vertraulich und kostenlos beim Plaudertelefon «malreden» anrufen. Wenn ich die Nummer 0800 890 890 wähle, wie läuft dann so ein Gespräch ab?
Nicht nur, wer sich einsam fühlt, sondern jeder der Bedarf nach einem Gespräch hat und sich austauschen möchte. Und wie so ein Gespräch abläuft – rufen Sie doch einfach einmal an. Manche Menschen wollen einfach nur reden und beginnen von selbst. Unsere Freiwilligen sind jedoch auch entsprechend geschult, um die Anruferinnen und Anrufer niederschwellig in ein Gespräch zu verwickeln Dies immer mit dem Ziel in dem Moment des Gesprächs voll und ganz für das Gegenüber da zu sein. Tatsächlich haben wir auch eine rege Nachfrage, denn wir sind schweizweit erreichbar.
Dürfen auch jüngere Menschen beim Plaudertelefon malreden anrufen?
Natürlich machen wir keine Alterskontrolle, jedoch ist es klar ein Angebot für ältere Menschen, denn basierend auf dieser Vorgabe erhalten wir auch unsere Unterstützungsgelder.
Wer ist am anderen Ende der Leitung, wenn ich bei «malreden» anrufe?
Unsere Hotline wird ausschliesslich von Freiwilligen bedient, welche aber alle eine dreitägige Schulung absolviert haben. Das Team ist kunterbunt gemischt und besteht aus Freiwilligen von Jung bis Alt mit denen allen wir in regelmässigem Kontakt und Austausch stehen.
Sind Sie manchmal auch am Plaudertelefon und führen Gespräche mit älteren Menschen?
Leider relativ selten, da ich die Kapazität dazu nebst meiner Tätigkeit als Co-Geschäftsführerin nicht habe.
Ich möchte selbst für ältere Menschen am Plaudertelefon da sein, was muss ich tun?
Auf unserer Website gibt es einen Button, der zu einem Formular führt, welches ausgefüllt werden kann. Dann nehmen wir Kontakt auf, informieren über die Rahmenbedingungen, führen ein Rekrutierungsgespräch durch und schliesslich absolvieren Sie noch die erwähnte Schulung. Diese findet zweimal im Jahr statt, die nächste ist Ende Februar/Anfang März. Wir sind laufend offen für neue Freiwillige, denn die Nachfrage ist gross. Eine der wichtigsten. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass man «Zuelosä» kann. Das ist das, was wir von «malreden» am meisten machen: Zuhören, Anteil nehmen, wertschätzen.
Wie kann ich «malreden» anderweitig unterstützen?
Vor allem dadurch, dass Sie das Angebot bekannt machen. Da wir kostenlos sind, sind natürlich auch Spenden immer willkommen.
Danke für das Interview.
Weitere Informationen über das Plaudertelefon «malreden» – ein Gesprächsangebot für ältere Menschen unter:
www.malreden.ch
Von Claudia Eugster.