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Sonntag, 24. Januar 2021
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«Themen wie Isolation und Einsamkeit sind in dieser Zeit nicht das Thema von Einzelnen», sagt Jrene Meli von der Perspektive Thurgau. Symbolbild adobe.stock
Was macht die Pandemie mit unserer Psyche? Wir sprachen mit Jrene Meli, Sozialarbeiterin bei der Perspektive Thurgau in der Paar-, Familien- und Jugendberatung über die möglichen Folgen.
Wie erleben Sie als Fachperson die aktuelle Lage und die Auswirkungen auf die Psyche im Umfeld oder bei Ihren Klientinnen oder Klienten?
Jrene Meli: Die ratsuchenden Personen zeigen die ganze Breite des Spektrums. Die einen geniessen diese eingeschränkte, verlangsamte Zeit und die anderen sind sehr gefordert. Die Welt scheint kleiner geworden zu sein und das intensiviert und verdichtet alles. Sich nur noch schwer ablenken zu können, vermehrt zuhause in den eigenen vier Wänden zu sitzen, ist vor allem für Jugendliche herausfordernd. In dieser Lebensphase wollen sie ja autonom werden, Neues ausprobieren und unterwegs sein. Von daher begegnen mir im Beratungsalltag vermehrt Jugendliche, die genervt sind und die aktuelle Situation als mühsam und belastend erleben. Wir beobachten weiter, dass die Jugendlichen häufiger am Gamen sind und es zu einer Zunahme von depressiven Stimmungen, suizidalen Gedanken und selbstverletzendem Verhalten kommt. Auch die Lehrstellensuche gestaltet sich für die SchulabgängerInnen schwieriger. Doch was mir auch auffällt, ist, dass die Budgets in den Familien schmaler geworden sind. Die Lohnreduktion durch Kurzarbeit reicht in vielen Familienhaushalten nicht oder nur knapp aus.
Verstärkt die Tatsache, dass die Krise nun in den Herbst und Winter geht, die Probleme?
Klar ? die Tage draussen an der frischen Luft sind ja jetzt verkürzt und das Zusammenleben zuhause wird dadurch länger und intensiver, was vermehrt zu Spannungen führen kann. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, welche unter der Dunkelheit oder dem nasskalten Wetter zusätzlich leiden oder eher einsam sind. Für diese werden jetzt die Tage noch länger, da zum Beispiel der Sport wegfällt oder das spontane Treffen mit Freunden.
Machen allgemein psychische Probleme in dieser Jahreszeit den Menschen mehr zu schaffen als im Frühjahr oder ist das eine falsche Annahme?
Das ist schon eine dunkle Zeit und von daher glaube ich, dass dies zutrifft. Zudem rücken Weihnachten näher und vor allem für eher einsame Menschen ist diese Zeit zusätzlich schwierig.
Welche Strategien helfen, um mental auf der Höhe zu bleiben und nicht in ein sogenanntes «Loch» zu fallen?
Ein strukturierter Alltag, ein gedrosseltes Rhythmisieren. Jeder Einzelne hat ja jetzt mehr Zeit. Und deshalb sollte man alles einfach langsamer tun. Statt noch schnell eine Milch zu holen, sollte man sich für diesen Einkauf genügend Zeit nehmen. Doch auch regelmässige, ausgedehnte Spaziergänge, telefonieren oder Briefe schreiben statt WhatsApp-Nachrichten, Nachbarschaftshilfe ? das alles hilft den Tag zu füllen.
Gerade Treffen mit Freunden sind derzeit ein heikles Unterfangen. Angenommen, es kommen weitere Einschränkungen: Da stünden wieder viele Menschen vor dem Problem der Isolation. Was würden Sie ihnen raten?
Sich jetzt bereits zu entscheiden, mit wem man dann in Kontakt bleiben will. Und dies zu verbalisieren. «Ist das gut, wenn wir uns als Freundinnen oder Freunde in dieser schwierigen Zeit beistehen?». Den Kreis also bewusst klein machen. Und es ist schon sehr eindrücklich, wie vor allem die jungen Erwachsenen schlagartig erwachsen werden können. Statt auszugehen, trifft man sich jetzt plötzlich zu Spielabenden mit immer den gleichen vier Personen. Oder sie meiden vermehrt das Getümmel, sind plötzlich sehr bewusst in der Natur unterwegs. Und da merke ich, ziehe ich den Hut!
Kann die Unsicherheit der aktuellen Zeit auch andere psychische Erkrankungen verschlimmern?
Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit Corona stehen einer wahnhaften Wahrnehmung sehr nahe. Doch ob es da klinisch eine Zunahme gibt, ist mir nicht bekannt.
Wie merkt man, wann es an der Zeit ist, sich Hilfe zu holen?
Wenn zum Beispiel innere Spannungszustände zunehmen, der Druck plötzlich raus muss, Redebedarf da ist oder wenn einem Alles zu viel oder zu wenig wird. Der Griff zum Telefon und ein Anruf auf einer Beratungsstelle kann zur Entlastung führen. Und das tun die Menschen auch. Dies kann in der akuten Situation die Dargebotene Hand oder auch der Elternnotruf sein oder man meldet sich bei der Perspektive Thurgau für eine Beratung.
Wie könnten mögliche Hilfestellungen für Menschen, die wegen der Corona-Pandemie und ihren Folgen unter Ängsten und anderen psychischen Störungen leiden, aussehen?
Anlaufstellen zum Reden sind da sicher gut. Doch jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leisten. Fragen wir doch die Nachbarin, wie es ihr geht. Oder telefonieren wir den Grosseltern und Eltern. «Einsamkeit» und «Isolation» sind in dieser Zeit nicht das Thema von Einzelnen. Wir müssen jetzt möglichst viele Kontakte meiden und sind gefordert, unser Leben zunehmend auf die eigenen vier Wände zu beschränken oder neue Kontaktformen zu finden. Die Situation betrifft uns alle.
Wie kriegt man das Thema Corona im Alltag aus dem Kopf? Lässt es sich ausblenden?
Schwer? und ich denke, dass es Sinn macht, hin und wieder die Gedanken zum Thema Corona bewusst auszublenden, also mal ein paar Stunden nicht darüber nachzudenken oder sich darüber zu informieren. Und auch raus in den Wald zu gehen, wo man Menschen ohne Masken antrifft. Viel schlafen, sich mit Literatur oder schöner Musik ablenken. Oder auch kochen, essen und sich selber zu verwöhnen kann helfen. Auch Aufmerksamkeiten gegenüber anderen sind eine tolle Idee. Es kann zufrieden machen, jemanden zu verwöhnen oder mit einer Kleinigkeit zu überraschen. Denn: «Alles was man aussendet, kommt zurück», dieses Sprichwort geht mir oft durch den Kopf.
Verschwörungstheorien haben starken Zulauf ? spüren Sie dies bei Ihrer Arbeit?
Ja, Verschwörungstheorien begegnen mir in der Beratungstätigkeit. Ich gehe dann jeweils kurz darauf ein, erkläre, dass es unterschiedliche Interpretationen gibt und es Sinn macht, diese gut zu überprüfen, doch mehr Stellung beziehe ich nicht.
Interview: Benjamin Gahlinger
Von Benjamin Gahlinger
«Themen wie Isolation und Einsamkeit sind in dieser Zeit nicht das Thema von Einzelnen», sagt Jrene Meli von der Perspektive Thurgau. Symbolbild adobe.stock
Was macht die Pandemie mit unserer Psyche? Wir sprachen mit Jrene Meli, Sozialarbeiterin bei der Perspektive Thurgau in der Paar-, Familien- und Jugendberatung über die möglichen Folgen.
Wie erleben Sie als Fachperson die aktuelle Lage und die Auswirkungen auf die Psyche im Umfeld oder bei Ihren Klientinnen oder Klienten?
Jrene Meli: Die ratsuchenden Personen zeigen die ganze Breite des Spektrums. Die einen geniessen diese eingeschränkte, verlangsamte Zeit und die anderen sind sehr gefordert. Die Welt scheint kleiner geworden zu sein und das intensiviert und verdichtet alles. Sich nur noch schwer ablenken zu können, vermehrt zuhause in den eigenen vier Wänden zu sitzen, ist vor allem für Jugendliche herausfordernd. In dieser Lebensphase wollen sie ja autonom werden, Neues ausprobieren und unterwegs sein. Von daher begegnen mir im Beratungsalltag vermehrt Jugendliche, die genervt sind und die aktuelle Situation als mühsam und belastend erleben. Wir beobachten weiter, dass die Jugendlichen häufiger am Gamen sind und es zu einer Zunahme von depressiven Stimmungen, suizidalen Gedanken und selbstverletzendem Verhalten kommt. Auch die Lehrstellensuche gestaltet sich für die SchulabgängerInnen schwieriger. Doch was mir auch auffällt, ist, dass die Budgets in den Familien schmaler geworden sind. Die Lohnreduktion durch Kurzarbeit reicht in vielen Familienhaushalten nicht oder nur knapp aus.
Verstärkt die Tatsache, dass die Krise nun in den Herbst und Winter geht, die Probleme?
Klar ? die Tage draussen an der frischen Luft sind ja jetzt verkürzt und das Zusammenleben zuhause wird dadurch länger und intensiver, was vermehrt zu Spannungen führen kann. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, welche unter der Dunkelheit oder dem nasskalten Wetter zusätzlich leiden oder eher einsam sind. Für diese werden jetzt die Tage noch länger, da zum Beispiel der Sport wegfällt oder das spontane Treffen mit Freunden.
Machen allgemein psychische Probleme in dieser Jahreszeit den Menschen mehr zu schaffen als im Frühjahr oder ist das eine falsche Annahme?
Das ist schon eine dunkle Zeit und von daher glaube ich, dass dies zutrifft. Zudem rücken Weihnachten näher und vor allem für eher einsame Menschen ist diese Zeit zusätzlich schwierig.
Welche Strategien helfen, um mental auf der Höhe zu bleiben und nicht in ein sogenanntes «Loch» zu fallen?
Ein strukturierter Alltag, ein gedrosseltes Rhythmisieren. Jeder Einzelne hat ja jetzt mehr Zeit. Und deshalb sollte man alles einfach langsamer tun. Statt noch schnell eine Milch zu holen, sollte man sich für diesen Einkauf genügend Zeit nehmen. Doch auch regelmässige, ausgedehnte Spaziergänge, telefonieren oder Briefe schreiben statt WhatsApp-Nachrichten, Nachbarschaftshilfe ? das alles hilft den Tag zu füllen.
Gerade Treffen mit Freunden sind derzeit ein heikles Unterfangen. Angenommen, es kommen weitere Einschränkungen: Da stünden wieder viele Menschen vor dem Problem der Isolation. Was würden Sie ihnen raten?
Sich jetzt bereits zu entscheiden, mit wem man dann in Kontakt bleiben will. Und dies zu verbalisieren. «Ist das gut, wenn wir uns als Freundinnen oder Freunde in dieser schwierigen Zeit beistehen?». Den Kreis also bewusst klein machen. Und es ist schon sehr eindrücklich, wie vor allem die jungen Erwachsenen schlagartig erwachsen werden können. Statt auszugehen, trifft man sich jetzt plötzlich zu Spielabenden mit immer den gleichen vier Personen. Oder sie meiden vermehrt das Getümmel, sind plötzlich sehr bewusst in der Natur unterwegs. Und da merke ich, ziehe ich den Hut!
Kann die Unsicherheit der aktuellen Zeit auch andere psychische Erkrankungen verschlimmern?
Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit Corona stehen einer wahnhaften Wahrnehmung sehr nahe. Doch ob es da klinisch eine Zunahme gibt, ist mir nicht bekannt.
Wie merkt man, wann es an der Zeit ist, sich Hilfe zu holen?
Wenn zum Beispiel innere Spannungszustände zunehmen, der Druck plötzlich raus muss, Redebedarf da ist oder wenn einem Alles zu viel oder zu wenig wird. Der Griff zum Telefon und ein Anruf auf einer Beratungsstelle kann zur Entlastung führen. Und das tun die Menschen auch. Dies kann in der akuten Situation die Dargebotene Hand oder auch der Elternnotruf sein oder man meldet sich bei der Perspektive Thurgau für eine Beratung.
Wie könnten mögliche Hilfestellungen für Menschen, die wegen der Corona-Pandemie und ihren Folgen unter Ängsten und anderen psychischen Störungen leiden, aussehen?
Anlaufstellen zum Reden sind da sicher gut. Doch jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leisten. Fragen wir doch die Nachbarin, wie es ihr geht. Oder telefonieren wir den Grosseltern und Eltern. «Einsamkeit» und «Isolation» sind in dieser Zeit nicht das Thema von Einzelnen. Wir müssen jetzt möglichst viele Kontakte meiden und sind gefordert, unser Leben zunehmend auf die eigenen vier Wände zu beschränken oder neue Kontaktformen zu finden. Die Situation betrifft uns alle.
Wie kriegt man das Thema Corona im Alltag aus dem Kopf? Lässt es sich ausblenden?
Schwer? und ich denke, dass es Sinn macht, hin und wieder die Gedanken zum Thema Corona bewusst auszublenden, also mal ein paar Stunden nicht darüber nachzudenken oder sich darüber zu informieren. Und auch raus in den Wald zu gehen, wo man Menschen ohne Masken antrifft. Viel schlafen, sich mit Literatur oder schöner Musik ablenken. Oder auch kochen, essen und sich selber zu verwöhnen kann helfen. Auch Aufmerksamkeiten gegenüber anderen sind eine tolle Idee. Es kann zufrieden machen, jemanden zu verwöhnen oder mit einer Kleinigkeit zu überraschen. Denn: «Alles was man aussendet, kommt zurück», dieses Sprichwort geht mir oft durch den Kopf.
Verschwörungstheorien haben starken Zulauf ? spüren Sie dies bei Ihrer Arbeit?
Ja, Verschwörungstheorien begegnen mir in der Beratungstätigkeit. Ich gehe dann jeweils kurz darauf ein, erkläre, dass es unterschiedliche Interpretationen gibt und es Sinn macht, diese gut zu überprüfen, doch mehr Stellung beziehe ich nicht.
Interview: Benjamin Gahlinger
Von Benjamin Gahlinger
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