Albert Kehl
Der Roggwiler vom Rotary Club Oberer Bodensee erklärt die "ShelterBox"
Markus Bürgisser,Geschäftsführer der Pro Natura Thurgau Geschäftsstelle in Bischofszell, ist für ein Verbot von Glyphosat. z.V.g.
Markus Bürgisser ist Geschäftsführer der Pro Natura Thurgau Geschäftsstelle in Bischofszell und erklärt im Interview, warum er gegen den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist.
Sehen Sie die Trinkwasserversorgung durch die intensive Landwirtschaft und den damit verbundenen Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger gefährdet?
Markus Bürgisser: Ja, denn in der Landwirtschaft wird der weitaus grösste Anteil an Pestiziden eingesetzt. Aber auch in Privatgärten und in öffentlichen Anlagen kommt unnötig Gift zur Anwendung. Dass das Trinkwasser verschmutzt wird, nur weil man gepützelte Gärten und Plätze haben will, finde ich persönlich sehr störend. Es braucht das Engagement aller, um langfristig gesunde Böden und sauberes Wasser zu erhalten.
Was ist Ihre Haltung zum umstrittenen Pestizid «Glyphosat»?
Pro Natura erachtet Glyphosat auf der Basis der heute verfügbaren wissenschaftlichen Fakten als erhebliches Problem für die Umwelt, das auch Risiken für die menschliche Gesundheit birgt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Glyphosat als «wahrscheinlich krebserregend» beurteilt. Die Anwendung ist daher zu verbieten. Aus Untersuchungen weiss man, dass bei jedem zweiten von uns Glyphosat im Urin nachgewiesen werden kann. Mit ihrer Kampagne «Keine Pestizide in unseren Gewässern!» fordert Pro Natura eine deutliche Anwendungsreduktion von Pestiziden wie Glyphosat, vor allem in der Landwirtschaft.
Werden den Schweizer Landwirten zu wenig Alternativen zum Einsatz von Pestiziden aufgezeigt?
Nein, es gibt Alternativen und es wird auch weiter intensiv daran geforscht. Zum Beispiel wirtschaften Biobauern seit Jahren erfolgreich am Markt und das ganz ohne chemisch-synthische Pestizide. In der Pflicht sind aber auch wir Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Grossverteiler: Sie sollten Aufklärungsarbeit machen, dass makellose Früchte oft nur mit dem Preis eines intensiven Pestizideinsatzes in die Regale kommen. Die Kunden würden diese Botschaft verstehen.
Welche Vorteile würde der Verzicht von Pestiziden in der Landwirtschaft mit sich bringen?
Es gäbe weniger Gefährdung unserer Gewässer durch Pestizide und weniger Rückstände in Lebensmitteln. Pestizide schaden aber auch dem Ansehen der Landwirtschaft ganz enorm. Die Landwirtschaft ist auf die finanzielle Unterstützung durch den Staat angewiesen und darum auf das Vertrauen der Bevölkerung. Zudem ist es den sorgfältigen Landwirten auch wohler, wenn sie weniger Pestizid einsetzen und Geld kann auch gespart werden.
Werden ohne den Einsatz von Pestiziden die Lebensmittelpreise steigen?
Das muss nicht sein. Wenn weniger Pestizide eingesetzt werden müssen, fallen auch die Anschaffungskosten für die Gifte weg. Unser Anliegen ist, dass überall weniger Pestizide eingesetzt werden, dass wir gesunde, schmackhafte und möglichst lokal produzierte Lebensmittel erhalten, die den Bäuerinnen und Bauern ein gutes Einkommen bieten. Wir glauben, dass dies in der Schweiz möglich ist.
Interview: fg
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